24. Juni 2000 |
Von der Schwierigkeit, trotz grenzüberschreitender Zusammenarbeit in Basel eine schöne Kneipe zu eröffnen
Langsam reitet der Erlkönig
BASEL (rul). In die Zwickmühle der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
sind die Betreiber des neuen Restaurants Erlkönig geraten. Sie
haben vor einem Jahr bereits die ehemalige Kantine des deutschen
Güterbahnhofs in Basel übernommen und in dieser Woche im Rahmen
eines Zwischennutzungskonzepts eröffnet. Dem ging eine turbulente
Planungsphase voraus, die erst während der Pressekonferenz ein
überraschendes Ende fand.
Anfangs waren alle froh, als sich Matthias Bürgin und Philippe
Gabane ein Konzept für das brachliegende Areal am deutschen Güterbahnhof
ausgedacht hatten. Die Deutsche Bahn (DB) hat den Betrieb unlängst
eingestellt. Der Kanton Basel-Stadt will das Gelände übernehmen
und irgendwann vielleicht ein Wohnquartier errichten. Bis es soweit
ist, und das kann noch viele Jahre dauern, wollen Bürgin und Gabane
das Areal zu allerlei Aktivitäten nutzen, in deren Mittelpunkt
die ehemalige Bahnhofskantine steht.
Sie haben den Raum von der DB gepachtet, renoviert und ein Gastroteam
engagiert, einige Leute, sagt Philippe Gabane, hätten sogar schon
ihre alten Jobs gekündigt. Dann schlug die Bürokratie zu. Die
Basler Behörden hatten zuerst versäumt, die DB in das Auflageverfahren
einzubeziehen, woraufhin sich in Frankfurt Widerstand regte. Als
dieser ausgeräumt war, gerieten sich das Basler Bauinspektorat
und das Polizei- und Militärdepartement wegen Sicherheitsbestimmungen
und Zuständigkeiten in die Haare.
Bürgin und Gabane hatten allerdings schon eine Pressekonferenz
angesetzt und Einladungen für den Abend verschickt - entsprechend
heiß waren die Kohlen, auf denen sie saßen. Am Ende der Pressekonferenz
kam dann doch noch der erlösende Anruf aus dem Bauinspektorat.
Eine Gelegenheitsbewirtschaftungsbewilligung wird bis zum Ende
der Kunstmesse Art am Sonntag erteilt. Danach, wurde in Aussicht
gestellt, werde es mit einer ordentlichen Konzession nicht mehr
lange dauern. Das Warten hat sich gelohnt. Das Erlkönig könnte
zu einem Eckpfeiler in der Basler Gastronomie- und Kulturszene
werden. Die wunderschönen Altbauräume der Kantine werden für ein
stilvolles Restaurant und zu Bar- und Loungebetrieb genutzt. Im
Speisesaal sollen mehrere Parteien an großen Tischen Platz und
Raum für Kommunikation finden. Bar- und DJ-Ecke bieten mit Barhockern
und Stühlen im Plastik-Ohrensessel-Look präzises Retro-Design.
Und mit einer Öffnungszeit bis drei Uhr morgens erhöht sich die
Zahl derjenigen Basler Lokale, in denen man auch nach Mitternacht
noch etwas zu trinken bekommt.
In der benachbarten ehemaligen Wagenmeisterei bieten eine Galerie
und ein Labor für urbanistische Fragen offene Foren. Und um 20
Uhr gibt es täglich einen Braten. Der Koch des Erlkönigs hat
nämlich unter dem Motto Epikurs Garten einen Beitrag gegen das
Vorgebratene und eine punktgenaue Küche angekündigt.
© 2000 Badische Zeitung
technischer Betrieb: FreiNet GmbH, Freiburg i. Br.