Der Sonntag - die kostenlose Sonntagszeitung für Freiburg und Lörrach - vom 17.6.2001

Es sprießt zwischen den Gleisen

Auf dem Gelände des stillgelegten DB-Güterbahnhofs, in Basel treffen sich DJs und Live-Bands.

Seit Jahren wird in Basel an einem Nutzungskonzept für das stillgelegte Güterbahnhof-Areal der Deutschen Bahn gefeilt, Ein neues Stadtquartier soll hier entstehen, wo zwischen den Gleisen eine äußerst schützenswerte Flora blüht und außergewöhnliche Schmetterlingsarten herumflattern. Doch die Verhandlungen, zwischen Grundstückseigentümer und Kanton sind langwierig; im November soll ein zweiter städtebaulicher Wettbewerb beginnen.

Weil dem so ist und weil Zwischennutzungsprojekte in Basel eine gewisse Tradition haben, haben sich Kulturschaffende, an der Spitze die beiden Stadtplaner Philippe Cabane und Matthias Bürgin, im Verein "k.e.i.m." zusammengetan ("der Name steht für nichts", versichert Sprecher Matthias Bürgin), um vorübergehend Leben in die Ödnis zu bringen und das 18 Hektar große Niemandsland zwischen Nordtangente, Schwarzwaldallee und Rosentalquartier der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Den Leuten von "ke.i.m." war klar: "In den nächsten fünf Jahren läuft hier nichts." Sie handelten zunächst einen Vertrag bis Ende dieses Jahres aus, der vorzeitig um weitere zwei Jahre verlängert wurde.

So wurde, aus dem DB-Areal im Juni 2000 das nt/Areal. Wobei die Initiatoren mit dem Namen - "nt" steht für "non territorial" - zum Ausdruck bringen, dass sie hier nicht dauerhaft sesshaft werden wollen, ihr Projekt provisorischen und transformatorischen Charakter hat.

Im Zentrum des nt/Areals steht die ehemalige Bähnlerkantine. Die hat sich in ein schmuckes Gourmet-Restaurant mit Bar verwandelt (geöffnet Mittwoch bis Sonntag ab 19 Uhr). Längst ist der "Erlkönig" in der Basler Szene kein Geheimtipp mehr (wer hier tafeln will, sollte vorher reservieren). Gleiches gilt für die Lounge im 60er-JahreStil, in der freitags und samstags DJs bis in die Morgenstunden auflegen. Zu hören gibt's bei wechselnden Licht- und Videoinstallationen Funk, Fusion, Breakbeat, Latin, Drum'n`Bass, New Jazz, House und ab und an Techno. Bei den zweimal im Monat stattfindenden Konzerten setzen die Veranstalter auf "Bands, die sich mit dem neuen Dance-Floor-Vokabular auseinander setzen", so "k.e.i.m."-Sprecher Bürgin.

Neben der alten Kantine, in der Wagenmeisterei, befindet sich das "Labo", eine Art Denkwerkstatt, in der Arbeitsgruppen das Projekt weiterentwickeln. "Es ist uns schon ein Anliegen, dass bei uns nicht nur unterhaltungsorientierte Kunst läuft", sagt Bürgin. So bemüht sich "k.e.i.m." auch um Kunstprojekte im öffentlichen Raum.

In der kommenden Woche feiert das nt/Areal seinen ersten Geburtstag. Am Donnerstag, 21. Juni, können Besucher ab 23 Uhr ihre eigenen Lieblingsscheiben zu einer "DJ-Mitmachaktion" mitbringen, am Freitag, 22. Juni, 23 Uhr, treten der amerikanische Elektronik-Musiker Fingernail und der französische DJ Quesako gemeinsam auf, und am Samstag, 23. Juni, 23 Uhr, legen die Zürcher DJs Pippo und Spruzzi Dancefloor Jazz und New Beats auf, außerdem gibt's eine "Special Birthday Performance" der Basler Tanz- und Theatergruppe Exex.

Außer Musik wird zum ersten Geburtstag auch Kunst gezeigt: Maja Weisser stellt in der Wagenmeisterei ihre Arbeit "bardo" aus (Vernissage am 23. Juni, 16 Uhr), Fotografien vom Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs, und an der Rückwand des Gebäudes ist die Installation "salut mon lapin" von Edith Hänggi zu sehen: Hasen zwischen Stall und Feld, mal ruhend, mal hakenschlagend, mal zögernd und mal springend,

44 "One Year nt/Areal". Basel, nt/Areal (Zugang zu Fuß über Kreuzung Erlenstraße/Mattenstraße), Donnerstag, 21., bis Samstag, 23. Juni. Tram 1 /Bus 33, Haltestelle Musical-Theater.

Frank Zimmermann