Bericht der Basellandschaftlichen Zeitung vom 22.6.1999

Wieder Leben auf dem Bahnareal

ZWISCHENNUTZUNG / Parallel zur Kunstmesse Art31 gibt es kulturelle Veranstaltungen in der ehemaligen Kantine auf dem Güterbahnhofareal der Deutschen Bahn.

BASEL. Die Bewilligung für das Gelegenheits-Wirtepatent traf erst gestern ein, während die Pressekonferenz noch lief, und die erste Veranstaltung konnte daher gestern abend wie geplant steigen: Es ist wieder etwas los auf dem Areal des Güterbahnhofs der Deutschen Bahn (DB) am Riehenring. Genauer: Im Restaurant Erlkönig, der ehemaligen DB-Kantine, und im da neben liegenden Wagenmeisterhaus. Der Verein k.e.i.m. hat die beiden Liegenschaften gemietet, um sie, bis wirklich etwas los geht auf diesem Areal, einer (kulturellen) Zwischennutzung zuzuführen. Danach soll ja dort ein neues Stadtquartier entstehen, wie die Basler Regierung schon vor einigen Monaten angekündigt hat.
Bis es allerdings so weit ist, können noch Jahre vergehen, was den Verein k.e.i.m. auf den Plan brachte - man will diese Brache nicht einfach Brache sein lassen. Vor einem Jahr hat der Verein die Studie «Akupunktur für Basel» vorgestellt. Vorrangiges Ziel ist es, den heute weitgehend unbekannten Standort der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, zu beleben und einen Vorbezug von Urbanität für den zukünftigen Stadtteil (den der Kanton Basel-Stadt auf diesem DB-Areal plant) zu verwirklichen.
Der gemeinnützige Verein k.e.i.m. ist eine Gruppe von Kulturschaffen den aus den Bereichen Kunst, Gastgewerbe, Architektur und Stadtentwicklung. Mit dem Projekt «nt/Areal)» soll der sterbende Güterbahnhof erste urbane Impulse erhalten. Das Kürzel «nt» ist nicht etwa von der nahen Nordtangente entlehnt, sondern steht für «non territorial», wie Matthias Bürgin und Philippe Cabane vom Verein k.e.i.m. gestern vor den Medien berichteten. (k.e.i.m. bedeutet eigentlich nichts, soll aber andeuten, dass da etwas aufkeimen soll.) Nach langen Verhandlungen mit der Deutschen Bahn konnte der Verein schliesslich die bei den Gebäude mieten.
Die ehemalige Kantine ist nun das Restaurant Erlkönig mit Speisesaal und Lounge, die für kulturelle Veranstaltungen (Musik, Performance, etc.) dienen sollen. Im Wagenmeistergebäude werden eine Galerie und ein «Labor» eingerichtet. «Wir wollen dort auch weiterdenken für das gesamte Areal», meinte Philippe Cabame. In diesem Labor sollen auch Projekte initiiert werden und allenfalls eine Intendanz für die Kulturprojekte untergebracht sein. Geplant ist auch noch die Erstellung eines Weges von der Erlenstrasse bis zum «Erlkönig» (etwa 400 Meter), wozu die Jacqueline Spengler Stiftung einen Beitrag gesprochen hat. Das Restaurant wird, so der eine Wirt Dominik Bissegger, vom Stil her südländisch ausgerichtet sein und keine feste Karte haben, sondern sich am aktuellen Markt orientieren.
Für den «allgemeinen» Betrieb brauchte der Verein eine Ausnahmebewilligung, die vom Bauinspektorat in diesen Tagen erteilt wird. Für das kulturelle Einstiegsprogramm während der Art 31, also von gestern bis Sonntag, reichte ein Gelegenheits-Pa tent für das Führen des Restaurants.
Die kulturelle Zwischennutzung des Areals respektive in «Erlkönig» und Wagenemeisterei ist durch einen Mietvertrag bis Ende 2001 besiegelt, dürfte aber noch eine Weile weiter laufen. Denn der Kanton Basel-Stadt verhandelt immer noch mit der DB über den angestrebten städtebaulichen Rahmenvertrag. Bis das neue Quartier steht respektive bis der erste Bagger auffährt, dürften schon noch vier bis fünf Jahre vergehen. (mv)